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„Ich bin dankbar“

Pfarrer Franz Schmitt blickt auf die vergangenen zehn Jahre als Diözesan-Altenseelsorger zurück

Würzburg/Frickenhausen (POW) Wenn Pfarrer Franz Schmitt an die vergangenen zehn Jahre denkt, lautet sein Fazit: „Ich bin für vieles dankbar. Es gibt viele Menschen, die ich in dieser Aufgabe als Seelsorger begleiten konnte.“ Vom 1. September 2010 bis 1. September 2020 war er mit halber Stelle als Diözesan-Altenseelsorger beauftragt. In dieser Funktion leitete Schmitt die Dienststellen des Katholischen Senioren-Forums der Diözese und vertrat dieses nach außen, war Ansprechpartner für die vielen haupt- und ehrenamtlich in der Altenseelsorge Engagierten und für die Dekanats-Altenseelsorger. Die Besinnungstage führten ihn jährlich in alle Dekanate des Bistums. Darüber hinaus begleitete er sehr viele religiöse Wanderfreizeiten, Pilgerwege und Wanderexerzitien. Mit der zweiten halben Stelle ist er bis heute Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft „Emmaus: Erlach – Frickenhausen – Kaltensondheim – Zeubelried“.

Überrascht habe ihn anfangs vor allem das große ehrenamtliche Engagement für die Altenseelsorge im Bistum. „Es war mir vorher nicht bewusst, dass eine riesige Menge von Ehrenamtlichen in den Pfarreien, Pfarreiengemeinschaften und auf Dekanatsebene tätig ist. Das ist ein sehr wertvolles Netzwerk, das über Jahrzehnte gewachsen ist und trägt.“ Intensive Erinnerungen verbinde er mit den Besinnungstagen, die jährlich in allen Dekanaten für die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter stattfanden, erzählt Schmitt. „Die Besinnungstage werden mir am meisten fehlen. Die Menschen wachsen einem ans Herz, auch wenn man sie nur einmal im Jahr sieht.“

Ein Schwerpunkt seiner Arbeit sei die „differenzierte Altenpastoral“ gewesen. Das sogenannte „dritte Lebensalter“ lasse sich mittlerweile selbst in drei Abschnitte unterteilen: in die rüstigen „Jungsenioren“, die schon etwas bewegungseingeschränkten Menschen und schließlich die Pflegebedürftigen, die zu Hause oder in Senioren- oder Pflegeheimen leben. „Die Leute sind heute deutlich länger fit und aktiv, sie organisieren sich und ihre Freizeit selbst“, hat Schmitt beobachtet. In der Folge haben sich neben den klassischen Seniorengruppen viele weitere Angebote etabliert, wie Wander- und Tanzgruppen oder Kursangebote speziell für Senioren. „Wir haben neue Formate und Inhalte für eine sich ändernde Klientel entwickelt, die auch nicht mehr in dem Maße kirchlich geprägt ist wie frühere Generationen.“ Dabei sei es stets um die Frage gegangen: „Wo kann Kirche an die Wünsche, Sehnsüchte und Talente der Menschen andocken und Ansprechpartner sein?“ Mit Unterstützung der drei Dienststellen des katholischen Senioren-Forums in Würzburg, Schweinfurt und Aschaffenburg und deren Referenten gebe es ein vielfältiges Angebot, sagt Schmitt.

So wurden beispielsweise die religiösen Wanderfreizeiten weitergeführt und ausgebaut, die bereits unter Schmitts Vorgänger Augustinerpater Adalbert Müller angeboten wurden. „Wanderfreizeiten sprechen vor allem die Altersgruppe von 65 bis 85 Jahren an. Man ist gemeinsam in der Natur unterwegs, kann den Glauben und Lebensfragen teilen. Wir haben auch angefangen, Wanderexerzitien für kleinere Gruppen mit rund 15 Personen anzubieten“, erzählt Schmitt. Oft seien Menschen dabei, die keine Seniorengruppe besuchen oder denen der Gottesdienst nicht ganz so wichtig ist. Doch immer wieder habe er erlebt, dass im Rentenalter viele Menschen auf der Suche seien. „Das sind zum Beispiel Menschen, die verwitwet sind, die umgezogen sind oder krank wurden.“ Ein „Alleinstellungsmerkmal“ der Seniorenarbeit im Bistum sind laut Schmitt die Erholungsfahrten für Hochbetagte inklusive medizinischer Betreuung. „Wann kommt man schon mal weg, wenn man auf den Rollator angewiesen ist?“

Ein Höhepunkt war für Schmitt die Feier des 50-jährigen Bestehens des Katholischen Senioren-Forums im Jahr 2015. „Wir haben sehr schöne und attraktive Veranstaltungen angeboten mit Vorträgen, Begegnungen und Musik, nicht nur in Würzburg, sondern auch in den Regionen.“ Am Diözesantag feierte Bischof Dr. Friedhelm Hofmann mit rund 900 Gläubigen einen Gottesdienst im Würzburger Kiliansdom. „Alter ist keine Quelle der Farblosigkeit, sondern bunte Wirklichkeit“, sagte der Bischof damals.

Die Coronakrise habe die Seniorenarbeit abrupt zum Stillstand gebracht. „Seit März wurden alle Veranstaltungen abgesagt.“ Als positiv wertet Schmitt die kreative Energie, die während des Lockdowns freigesetzt wurde. Der Kontakt zu den Menschen wurde durch Telefonate und Mails aufrechterhalten. Freiwillige trugen an Ostern Grußkärtchen aus, und mit Bischof Dr. Franz Jung wurde zur Kiliani-Wallfahrtswoche ein Brief an alle Senioren verschickt. „In einer Ortschaft hat die Leiterin eines Seniorenkreises reihum vier bis fünf Leute zum Kaffeenachmittag mit Abstand in ihr Wohnzimmer eingeladen. Andere haben ein Dorfquizz erfunden, damit die Leute wieder ein bisschen rausgehen.“ Mittlerweile würden auch wieder religiöse Reisen angeboten. So war Schmitt im September mit einer Gruppe zu einer „Religiösen Atempause“ eine Woche lang auf der Insel Wangerooge. Doch bis zur Normalität sei es noch ein weiter Weg. „Besuche waren nur mit Maske und auf Abstand möglich, Familien durften den sterbenden Vater oder die Großeltern im Pflegeheim nicht sehen. Ich habe in meiner Pfarreiengemeinschaft erlebt, dass sich jemand durch die erzwungene Distanz aufgegeben hat und innerlich abgestorben ist. Wir müssen als Kirche aufarbeiten, dass wir unsere Werte für die gesundheitliche Absicherung aufgegeben haben“, gibt er zu bedenken.

Derzeit befindet sich Schmitt in einer „Übergangszeit“. Noch bis zur Diözesanversammlung des Katholischen Senioren-Forums im November wird er Besinnungstage leiten und Wanderexerzitien begleiten. Als Ansprechpartner für Fragen werde er auch darüber hinaus zur Verfügung stehen. Angebote wie Seniorenfreizeiten oder Exerzitien werde er „auf Anfrage“ weiterhin begleiten. Einen Nachfolger gibt es nicht. „Für die Zukunft ist die Stelle des Diözesan-Altenseelsorgers in der Seniorenarbeit nicht mehr vorgesehen“, heißt es dazu auf der Homepage des Katholischen Senioren-Forums. Dabei bleibe Altenseelsorge immer wichtig, ist Schmitt überzeugt. „Wenn die Generation der Babyboomer in Rente geht, kommt ein ganzer Schwung von Senioren auf uns zu. Darauf muss sich die Kirche einstellen. Auch die Älteren, die nicht mehr so mobil sind und nicht mehr aus dem Haus kommen, müssen im Blick bleiben.“ Zudem sei es schwieriger geworden, ehrenamtlich Engagierte zu finden. „Die Altenseelsorge ist kein Selbstläufer mehr. Die Leute wollen sich nicht mehr so lange binden. Man muss genau hinschauen, wie man die Leute anspricht, wo ihre Ressourcen und Talente liegen.“ Eine Chance sieht Schmitt in Teams, bei denen die Arbeit auf mehrere Schultern verteilt wird.

„Ich bin dankbar dafür, dass ich bei vielen Leuten ein Bewusstsein dafür schaffen konnte, was Alter und Altwerden für jeden Einzelnen und für unsere Kirchengemeinden bedeuten“, sagt er rückblickend. Dazu gehöre auch, sich auf das Alter einzustellen, zu akzeptieren, dass man manche Dinge nicht mehr so gut könne, aber trotzdem mit Gottvertrauen den Mut und die Energie zu finden, die verbliebenen Kräfte und Talente zu nutzen. Für die Zukunft der Altenseelsorge wünscht er sich, dass die diözesane Altenarbeit gut weitergeführt wird und die Senioren auch in den neuen Pastoralen Räumen im Blick behalten werden. „Es muss Ziel der Seelsorge sein, auch bei den Älterwerdenden die Freude an der Gemeinschaft, am Glauben, an der Kirche wachzuhalten.“
 

sti (POW)


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